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zum Schlafengehen war es der Gedanke an die bald bevor-
stehende, sehnlichst gewünschte Ruhe, der nun über das Unan-
genehme und Mühsame der Arbeit wieder seinen tröstlichen
Schimmer verbreitete.
Freilich wußte man, daß den folgenden Tag der Kreislauf
des Lebens so von vorn wieder anfing. Aber auch diese zu-
letzt ermüdende Einförmigkeit im Leben wurde durch die Hoff-
nung auf den Sonntag wieder auf eine angenehme Art unter-
brochen. Wenn der Reiz des Frühstücks, des Mittag- und des
Abendessens nicht mehr hinlänglich war, die Lebens- und Arbeits-
lust zu erhalten, dann zählte man, wie lange es noch bis auf
den Sonntag war, wo man einen ganzen Tag von der Arbeit
feiern und einmal aus der dunkeln Werkstatt vors Tor hinaus
in das freie Feld gehen und des Anblicks der freien, offenen
Natur genießen konnte. O, welche Reize hat der Sonntag für
den Handwerksmann! Er kann es ganz fühlen, was für ein
großer, herrlicher, menschenfreundlicher Sinn im dritten Ge-
bote liegt! Und wie freute sich Anton auf den Sonntag! Sein
Mitlehrling hatte ihm versprochen, ihn künftigen Sonntag mit in
die Bruderkirche zu nehmen, deren Prediger ihn oft erschüttert
und bewegt habe.
Der Sonntag kam heran. Anton stand früher als gewöhnlich
auf, verrichtete seine Geschäfte und kleidete sich an. Als ge-
läutet wurde, hatte er schon eine Art angenehmen Vorgefühls
dessen, was er nun bald hören werde. Man ging zur Kirche.
Die Straßen, die nach der Bruderkirche führten, waren voller
Menschen, die in Menge hinzueilten. Als die beiden Lehr-
linge in die Kirche kamen, konnten sie kaum noch ein
Plätzchen der Kanzel gegenüber finden. Die Kirche war ein
altes gotisches Gebäude mit dicken Pfeilern, die das hohe Ge-
wölbe unterstützten, und ungeheuer langen, bogigen Fenstern,
deren Scheiben so bemalt waren, daß sie nur ein schwaches
Licht durchschimmern ließen. So war die Kirche schon von
Menschen erfüllt, ehe der Gottesdienst noch begann. Es herrschte
eine feierliche Stille. Auf einmal ertönte die vollstimmige Orgel,
und der ausbrechende Lobgesang einer solchen Menge von
Menschen schien das Gewölbe zu erschüttern. Als der letzte
Gesang zu Ende ging, waren aller Augen auf die Kanzel ge-
heftet , und man bezeigte nicht minder Begierde, den Prediger
zu sehen als zu hören. Endlich trat er hervor und kniete auf
den untersten Stufen der Kanzel, ehe er hinaufstieg. Dann er-
hob er sich wieder, und nun stand er da vor dem versammelten
Volke. Er sprach nach Anleitung des Evangeliums gegen Un-
gerechtigkeit und Unterdrückung, gegen Üppigkeit und Ver-
schwendung. Er erinnerte an die Zeiten des Krieges, an die
Belagerung der Stadt, an die allgemeine Gefahr, in der die Not
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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allein noch übrig. Ich verließ sie mit der Besorgnis, vielleicht
keines von beiden wiederzufinden.
Mit schwerem Herzen ging ich aus der Stadt und sah
mich oft um; da ich aber bald in die Arbeit kam, wurde ich
wieder guten Mutes. Acht Jahre bin ich in der Fremde
gewesen und habe viel Neues gelernt, was mir in der Folge
großen Vorteil gebracht hat. Ich hatte öfters Gelegenheit, mich
unter guten Aussichten als Meister zu setzen; aber so gut es
mir auch gehen mochte, so waren meine Gedanken doch immer
nach meiner Heimat gerichtet. Es kam mir immer vor, als ob
die väterliche Werkstätte die beste auf Erden sei, und diese
Nußbäume unseres Hofes die schattigsten und schönsten.
Eines Abends, es war am zweiten Ostertage, als ich müßig
fun Rhein unter den Bäumen saß und die Sonne mir gegen-
über unterging und der Fluß zu meinen Füßen rauschte und
das junge Laub der Bäume über mir, da ergriff mich eine un-
beschreibliche Sehnsucht nach den Meinigen. Ich hatte seit ge-
raumer Zeit keine Nachricht von ihnen, und es war mir, als
ob ich ihre Stimme hörte, daß sie mich zu sich riefen. Ich war
eben ohne Herrn und wollte noch weiter wandern; aber in diesem
Augenblicke beschloß ich, nach Hause zurückzukehren. Ich
schnürte also noch an demselben Tage mein Bündel, nahm Ab-
schied von meinem letzten Meister und trat schon am folgenden
Morgen frisch und wohlgemut meine Reise in die Heimat a:.,
die mehr als hundert Meilen entfernt war.
Als ich mich den Grenzen meines Vaterlandes näherte,
sah ich schon von ferne die blauen Berge und erkannte die
Gegend, wo die Stadt liegen mußte; ich begrüßte jede bekannte
Stelle, deren immer mehr wurden, je näher ich der Stadt kam.
Es war kurz nach Mittag, als ich ihre rauchenden Schornsteine
,ah. Bald erkannte ich das Dach des väterlichen Hauses; aber
die Essen darauf rauchten nicht. Da pochte mir mein Herz.
Ich kehrte in das Hölzchen ein, das am Wege liegt, und setzte
mich nieder, um meiner Unruhe Meister zu werden. Ach, dachte
ich, du wirst Vater und Mutter nicht wiedersehen! Das Feuer
ruht in der Werkstätte, und so wird er wohl auch ruhen, der
alte Vater, von aller Mühe des Lebens.
Ich stand traurig auf und ging mit unruhigem Herzen
durch das Tor und die lange Gasse, ohne um und neben mich
zu sehen, und wie ich um die Ecke mich wandte und vor unserm
Hause stand, sah ich die Tür der Werkstätte offen, aber kein
Amboß klang, und kein Feuer brauste. Zweifelnd und ungewiß
trat ich hinein. Die ganze Werkstätte war aufgeräumt wie vor
einem Festtage; alles Werkzeug hing an seinem Platze; keine
Asche glühte in der Esse; nirgends war eine angefangene Alben
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Doch vor dem Hauch wo uns vor Jahren Mir war, als rief es aus den Wogen:
die Mutter stets empfing, dort sah Flieh, flieh und ohne Wiederkehr!
ich fremder Menschen fremd Gebaren; Die du geliebt, sind fortgezogen,
wie weh, wie weh mir da geschah! sie kehren nimmer, nimmermehr.
Hermann von Ltngg.
Arbeiter?.
Dein wahres Glück, o Menschenkind,
o glaub es doch mit nichten,
daß es erfüllte wünsche find:
Es find erfüllte Pflichten.
28. Die Arbeit.
In der Königlichen Gewehrfabrik zu Spandau ruhte heute die Arbeit;
es war Königs Geburtstag, und um ihn würdig zu feiern, hatte mau
den größten der gewaltigen Arbeitssäle ausgeräumt und mit Tannenlaud
und Fahnen in einen Festsaal verwandelt. Kopf an Kopf standen die
Beamten und Arbeiter mit ihren Frauen und erwachsenen Kindern im
Saale, und am dichtesten waren sie um das Rednerpult gedrängt, das
soeben der Direktor bestieg, um das Fest mit einer Ansprache zu beginnen.
„Arbeiter der Gewehrfabrik!" sprach er, „wir sind hier versammelt
an einer Stätte der Arbeit. Es steht uns deshalb wohl an, über die
tieferen Gründe, warum und wofür wir arbeiten, einmal nachzudenken.
Unsere Arbeit ist nicht leicht, sie erfordert Fleiß und Geschicklichkeit; unsere
Arbeitszeit ist nicht kurz, denn sie erfüllt unsern Tag. Was ist es, das
diese Arbeit uns so wert macht, daß ein jeder sich freut, sie zu haben?
Ist es das Geld, das sie uns trägt? Da wären wir, sage ich euch, arm-
selige Geizhälse l Der Mensch lebt nicht um der Arbeit willen, auch arbeitet er
nicht um des Geldes willen. Seine Hauptaufgabe liegt daheim im Kreise der
Seinen! Denn alles, was lebt, muß dafür sorgen, daß es
erhalten bleibe. Dies ist das ewige Gesetz, das uns die Arbeit auf-
erlegt. Um sich und Weib und Kind zu ernähren, geht der Mann auf
Arbeit aus — mag er nun wie unsere Vorfahren mit Schlinge und
Spieß zum Walde ziehen, um den Hirsch zu fangen, oder mag er wie
wir zur Werkstatt und Fabrik gehen. Dort war's der Hirsch, hier ist's
das Geld, das ihm den Tisch zu Hause decken hilft. Die Form des
Lohnes hat zwar oft im Zeitlauf gewechselt, der Lohn selbst aber ist
stets geblieben, er war und bleibt die lachenden Augen der Kinder, das
reinliche Heim! Wir arbeiten, um zu leben! Das zeigt uns
der Ackersmann, der auf eigener Scholle die Früchte zieht, die er selbst
zum Unterhalt gebraucht; das beweist vor allem ihr, ihr nimmermüden
Hausftauen, deren Arbeit keinen andern Lohn erstrebt, als mit den Eurigen
zu leben. Das lehrt auch ihr, ihr Schwestern der Barmherzigkeit, die
ihr in schwerer Arbeit euch müht, auch unsere Kranken und Elenden
noch dem Leben zu erhalten. An diesen Beispielen erkennt ihr, wie
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viele Arbeit noch getan wird, die nichts ftagt nach Geld und Geldes-
wert, die ihren Lohn trägt in sich selbst.
Das ist der Segen der Arbeit, daß sie mit Selbstzufrieden-
heit jeden rechten Arbeiter schmückt, wie einen König seine Krone."
Mahraun.
29. Pom Sparen.
Spare! Mit den fünf Buchstaben wäre manchem, der's nur einmal
probieren wollte, sicherlich geholfen. Für viele aber ist's eine harte Nuß,
die sie nicht knacken mögen. Darum haben sie aber auch zuletzt nichts
zu beißen und zu brechen.
Sparen soll ich, sagt der eine; aber wovon? Zinsen und
Renten beziehe ich nicht; wovon soll ich mir also etwas abbrechen? —
Erstlich: von deinem Hab und Gut sollst du dir etwas abbrechen, von
deinem Einkommen und Erwerb, von deinem Verdienst und Tagelohn-
Und zweitens: an Mund und Kleid, an Magen und Kragen sollst du's
ersparen.
Wer Geld und Gut denkt zu erlangen,
muß erstlich mit dem Mund anfangen.
Sparen soll ich, sagt der andere; aber wieviel? Die Er-
sparnisse von meinen sechs Dreiern sind nicht der Rede wert und können
nichts helfen. — Aber viele Bäche machen einen Strom, viele Körner
machen einen Haufen, viele Federn ein Bett, viele Reiser einen Besen.
Wer das Kleine nicht acht't,
dem wird das Große nicht gebracht.
Ich kenne einen Herrn Haltzurat, der früher mit Schiefersüften,
Siegellack und anderen Kleinigkeiten im Kasten mit gutbeschlagenen Schuhen
durch die Dörfer zog, und jetzt hat er einen großen Kramladen und
int Geld auf Zins aus. Mit ehrlichen Pfennigen hat der Mann sein
Sparen angefangen; denn er wußte, daß hundert kupferne Pfennige
auch eine Silbermark ausmachen.
Sparen soll ich, sagt der dritte; aber wann? Heißt es doch:
„Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht!" Lasten wir
also das Sparen, bis die Lust gebüßt ist und die Rosen auf den Wangen
abblättern. — Soll ich antworten? Spare beizeiten, ehe es zu spät
wird, ehe es auf die Neige geht mit deinem Vorrat und mit deiner Kraft,
etwas zu erwerben. Spare in den Sommer tagen für die Winter-
tage des Lebens. Jeder gesunde Mensch hat wenigstens einmal im Leben
feine Sommer- und Erntezeit. In jungen Tagen baut man sich für das
Alter die Hütte. „Wenn man im Rohre sitzt, muß man die Pfeifen
schneiden."
Sparen soll ich, fragt Nachbar Ratlos; aberwo es lassen?
Ist bei dir zu Stadt und Land keine Sparkaste und der Sparpfennig
in deinem eigenen Gewahrsam nicht sicher, so mache einen wohlhabenden
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50
drei Stunden Zeit, deine zweitausend Gulden herauszunehmen. Tue
mir — das heißt, dir und deiner Braut, den einzigen Gefallen und kaufe
Wertpapiere. Siehst du, die da, die besten und sichersten, die es geben
kann. Nicht einen Tag sollst du säumen, denn das Papier steigt ganz
rapid; jeder Tag, den du deinen Schmarrn in der Sparkasse noch länger
liegen lässest, ist ein Verlust, ein Verbrechen an deiner künftigen Familie.
Peter, ich habe dich immer lieb gehabt, ich werde dich verlieren, das
weiß ich ja, daß der Freund nichts mehr ist, sobald er die Seinige
unter Dach hat. Aber ein bißchen zu Dank verpflichten möchte ich dich
gerne vorher, und deinen Kindern sollst es einstmals sagen: Wenn der
Philipp nicht gewesen wäre! Dem Philipp habt ihr den Wohlstand zu
verdanken. So geh' doch, jetzt! Die Bank ist bis drei Uhr offen. Bei
Löwe und Stern, Ecke der Herrenstraße. Soll ich dir's aufschreiben?
Nein, ich will dich lieber an der Ecke erwarten. Wir können dann auf
die Abendbörse gehen. Servus."
Ich ging fort. Wie kommt mir heute der Philipp vor? Er ist
doch sonst nüchtern und gewissenhaft. Sollte ihn auch das Gewinnfieber
erfaßt haben? Man hört, daß es jetzt so arg wütet. Nein, mir
tut's nichts. Ansteckende Krankheiten fürchte ich nicht viel.
Zur Sparkaffe ging ich natürlich nicht. Das Bissel, was drin
liegt, soll liegen bleiben. Ich weiß nicht einmal, wie man dazu kommt, daß
es fünf Prozente trägt, ohne daß man einen Finger zu rühren braucht.
Irgendwo muß sich doch was rühren, daß es so wächst. — Ich dachte
nicht weiter dran und ging nach Hause.
Als im nächsten Frühjahre der Hochzeitstag in die Nähe kam, als
alles in der Stadt blühte, nobel lebte, während ich das neue Heim nur
ganz einfach einrichten konnte, da fiel mir wohl ein paarmal ein: Wenn
du dem Philipp gefolgt hättest! Die Papiere stehen schwindelnd hoch,
ohne jede besondere Spekulation hätte sich das kleine Vermögen verzwei-
sacht. Bei anderen hat es sich verfünffacht seit einem Jahre. Wenn
man einigermaßen Mißtrauen hat, so kann man die Scheine ja recht-
zeitig verkaufen. Es soll ja überhaupt keine Gefahr sein. Der politische
Horizont ist völlig klar, alle Geschäfte gehen glänzend. Wenn man halt
keinen Mut hat, bleibt man ein armer Teufel. —
Die Vorbereitungen zur Hochzeit ließen weitere Skrupel nicht auf-
kommen. Am dreizehnten Mai endlich sollte die langersehnte Stunde sein,
die uns einander gab.
Da war es vier Tage vorher, gegen Abend, daß mein alter Kamerad
Philipp ganz verstört durch die Gasse lief, mich anstieß und, ohne „Pardon"
zu sagen, davonhastete. Er hatte mich gar nicht erkannt. Auch andere
hatten es heute besonders eilig, und an den Ecken standen Menschengruppen,
die heftig miteinander sprachen und mit den Armen hin und her fuhren. —
War etwas geschehen? — „Es kann nur vorübergehend sein!" hörte ich
sagen. „Es erholt sich wieder." „Nein, das erholt sich nicht, das ist
eine Katastrophe!" — Ein Börsensturz. —
Am letzten Tage vor der Hochzeit ging ich in den Abendstunden
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Extrahierte Personennamen: Peter Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp
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richtung. Die Frau nimmt sich ein Tuch um und ein Körbchen in die
Hand und läuft quer über die Straße. Dort wohnt ein Mann hinter
Spiegelscheiben, ein rosiger, behäbiger Mann, der in einer weißen Schürze
hinter einem Marmortische steht. Und neben ihm befindet sich eine rosige,
behäbige Frau und ein rosiges, behäbiges Ladenmädchen, ebenfalls mit
weißen Schürzen angetan. Meine kleine Frau tritt nun in den Laden,
und in der Hand trägt sie ein Zaubertäschchen — gewöhnliche Menschen
nennen es Portemonnaie. Auf den Zauber dieses Täschchens setzen sich
nun die fleißigen Messer in Bewegung und säbeln von den köstlichen
Vorräten, die der Marmortisch beherbergt, herab, was das Herz begehrt
und der Säckel bezahlen kann. Meine kleine Frau läuft wieder über die
Straße, und nach zehn Minuten ist der Tisch fertig und bedeckt mit allem,
was man nur verlangen kann — wie durch Zauber."
Seine Frau war unterdes mit den Kindern lächelnd hinausgegangen,
und da Hühnchen bemerkte, daß ich die ärmliche, aber freundliche Ein--
richtung des Zimmers gemustert hatte, so fuhr er fort: „Purpur und
köstliche Leinwand findest du nicht bei mir, und die Schätze Indiens sind
mir noch immer fern geblieben, aber das sage ich dir, wer gesund ist" —
hierbei reckte er seine Arme in der Art eines Zirkusringkämpfers, „wer
gesund ist und eine so herrliche Frau hat wie ich und zwei so prächtige
Kinder — wer alles dieses besitzt und doch nicht glücklich ist, dem wäre
es besser, daß ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er versenkt
würde in das Meer, da es am tiefsten ist!" Er schwieg eine Weile und
schaute mich mit glücklichen Augen an.
Frau Lore war unterdes von ihrem Ausgang zurückgekehrt und be-
reitete nun in hausmütterlicher Geschäftigkeit den Tisch, während die beiden
Kinder mit großer Wichtigkeit ihr dabei zur Hand gingen. Plötzlich sah
Hühnchen seine Frau leuchtend an, hob den Finger empor und sagte:
„Lore, ich glaube, heute abend ist es Zeit!" Die kleine Frau lächelte ver-
ständnisinnig und brachte dann eine Weinflasche herein und Gläser, die sie
auf dem Tische ordnete. Hühnchen nickte mir zu: „Es ist Tokaier," sagte
er, „kürzlich, als ich das Geld für eine Privatarbeit erhalten hatte und
es so wohlhabend in meiner Tasche klimperte, da bekam ich opulente
Gelüste und ging hin und kaufte mir eine Flasche Tokaier, aber vom besten.
Abends jedoch, als ich sie öffnen wollte, da tat es mir leid, und ich
sagte: »Lore, stelle sie weg, vielleicht kommt bald eine beffere Gelegenheit.'
Ich glaube, es gibt Ahnungen, denn eine plötzliche Erinnerung an dich
ging mir dabei durch den Sinn."
Wie heiter und fröhlich verlief dies kleine Abendeffen! Es war,
als sei der Sonnenschein, der einst in Ungarns Bergen diesen feurigen
Wein gereift hatte, wieder lebendig geworden und fülle das ganze Zimmer
mit seinem heiteren Schimmer. Auf die blaffen Wangen der kleinen
Frau zauberte der ungarische Sonnenschein einen sanften Rosenschimmer.
Sie setzte sich nachher an ein kleines, dünnstimmiges, heiseres Klavier und
sang mit anmutigem Ausdruck Volkslieder. Nachher saßen wir behaglich
um den Tisch und plauderten bei einer Zigarre. Ich fragte Hühnchen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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den Gipfel des irdischen Glücks erreichen, und Unabhängigkeit wird
Dein Schild und Panzer, Dein Helm und Deine Krone sein.
Du wirst, junger Freund, so hoffe ich, meine wohlgemeinten Worte,
die aus einem treuen Herzen kommen, prüfen. Findest Du aber, daß
Dein älterer Freund mit feinen Ratschlägen das Rechte getroffen hat, so
gelobe Dir feierlich, die wohlgemeinten Ratschläge treulich zu befolgen,
and es wird Dich nie gereuen. Benjamin Franklin.
49. Das Glück durch die Gelbwurst.
Der alte Tuchfabrikant Aeller pflegte gern folgende Geschichte
zu erzählen:
Ich war erst kurze Zeit aus der Fremde zurück und hatte mein
eigenes kleines Geschäft angefangen. Da war die Leipziger Gster-
messe, und ich reife hin und nehme einen Areditbrief von Jooo Talern
mit Das war, wenn man alle Winkelchen zusammenkehrt, mein
ganzes Vermögen; ich war aber jung und gesund, und was glaubt
man da nicht mit Jooo Talern machen zu können! Ich reif' also
nach Leipzig und geb' meinen Areditbrief im Hause Frege & Aomp.
ab. Der alte Frege läßt meinen Namen in sein Buch einschreiben
und wünscht mir gute Geschäfte. Ich seh' aber bald, daß sich mit
looo Talern nicht viel machen läßt. Was tut's? Geht nicht
viel, so geht wenig; besser leiern als feiern, sagt das Sprichwort.
Ich suche mir also eine Partie Wolle aus und geh' hin, um mein
Geld zu holen. Da sagt mir der alte Frege, es sei gut, daß ich
komme, er habe nicht gewußt, wo ich wohne. Ich hatte das gerne
nicht gesagt, daß ich wieder wie einst als Handwerksbursche in der
Herberge wohnte. „Nun," sagte der Herr Frege, „essen Sie morgen
mittag bei mir, Sie werden da noch große Gesellschaft finden."
Ich konnte nichts Rechtes darauf erwidern und geh' weg. Ich er-
kundige mich nun, was man bei einer solchen "Einladung zu tun
hat und was dabei herauskommt. Wan sagt mir, daß es Sitte
fei, daß jedes große Handlungshaus seine Empfohlenen durch eine
Einladung, wie man sagt, abfüttert, daß nicht viel dabei heraus-
kommt, als daß man das Essen teuer bezahlen muß, indem es
mindestens \1i2 Taler Trinkgeld an die Bedienten kostet. Das war
mir nun gar nicht lieb. Ich rechnete aus, daß mir von sooo Talern
nur noch 998v2 blieben, und für ein Wittagessen konnte ich nicht
so viel ausgeben. Am andern Wittag war ich kurz entschlossen. Ich
kaufe mir für zwei Groschen Gelbwurst, für sechs Pfennig Brot,
steck' es zu mir und geh' hinaus vor das Tor, in das sogenannte
Rosental. Wein Tisch war schnell gedeckt. Ich setze mich auf eine
Bank und wickele meine Sachen heraus, ich zerschneide die Gelb-
wurst in sechs Teile und lege sie neben mich hin; das, sage ich, ist
meine Suppe, das mein Fleisch, das mein Gemüs' mit Beilage, das
meine Fische und das mein Braten und Salat. Ich glaube nicht,
Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. Allg. Teil. 7
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
64
schont bleiben. Doch wenn du mich wiederum durch meine Ge-
hilfen einlädst, werde ich dich ohne Erbarmen mitnehmen.“
»Deine Gehilfen“, sprach jetzt Gottfried erleichtert, »kenne ich
nicht, sonst würde ich sie fliehen, solange mir das Leben lieb
ist.“ »da,“ versetzte der Jüngling unter schadenfrohem Ge-
lächter, »die Menschenkinder fürchten den Tod, aber sie lieben
seine Gehilfen; darum mache ich täglich reiche Beute. Doch
du bist noch jung und unerfahren und sollst einst die Stütze
deiner Eltern werden; deshalb will ich dich mit meinen Gehilfen
bekannt machen.“
Gottfried hatte die Rechte um den dicksten Stamm des
Holunderstrauches gelegt und seinen Blick mit Neugier und
Angst auf den seltsamen Gast gerichtet. Am westlichen Himmel
glänzte das Abendrot in purpurnem Schimmer, und in der dicht-
belaubten Gartenhecke sang ein Vöglein sein letztes Lied.
»Dein Bruder, um den du eben trauerst,“ begann der Tod,
»wagte sich auf die dünne Eisdecke des tiefen Weihers; er
brach ein und wurde meine Beute, während du laut schreiend
am Ufer standest. Dein bester Spielgenosse, dessen frischer
Grabhügel noch feucht ist von deinen Tränen, erkletterte die
höchsten Bäume; er tat einen Fehlgriff, der morsche Ast gab
nach, und — der jugendfrische Knabe lag in meinen Armen.
Unvorsichtigkeit, Leichtsinn und Übermut waren
meine Gehilfen, die mir zwei blühende Menschenleben vor der
Zeit zuführten. Und wo immer die Jugend spielt und tollt, da
sind meine Helfershelfer tätig. Sie lauern an dem kühlen Flusse
und an der klaren Quelle, um das erhitzte Kind zum Bade oder
Trünke zu verleiten; sie stehen an den steilen Abhängen der
Berge und neben den Gerüsten der Neubauten; sie umschweben
den schaukelnden Kahn und den dahinrollenden Wagen. Und
kann auch der frevelhafte Leichtsinn nicht ganz sein Werk
vollbringen, so macht er doch den einen zum Krüppel oder bringt
dem andern Fieber und Siechtum, so daß sie vor der Zeit
dahinsterben.“
Gottfried blickte bei diesen Worten beschämt zu Boden und
sagte kein Wort; der Tod aber fuhr fort: »Auch die Unrein-
lich k e i t ist meine Gehilfin. Sie duldet den Schmutz an
Kleidern und Betten und scheut das Wasser wie ein toller Hund.
Die wiederholte und gründliche Reinigung des Körpers durch
kalte Abwaschungen oder Bäder kann sie nicht ausstehen, und
das Fegen und Schrubben in den Wohnräumen ist ihr verhaßt.
Sie verhindert auch das tägliche Lüften der Wohn- und Schlaf-
zimmer, damit die Menschen statt der reinen, belebenden Luft
stinkende Dünste einatmen.“ »Jetzt weiß ich auch,“ versetzte
der Knabe, »weshalb du bei ansteckenden Krankheiten besonders
in den unsauberen Häusern und dumpfen Wohnungen die reichste
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried Gottfried Gottfried
140
Hnb nun bedenke man noch, daß diese Maschinen heutzutage
in Tausenden von Exemplaren in der Xdclt verbreitet sind, dann
wird man sich einen Begriff machen können von der Bedeutung,
welche die Zündhölzchenindustrie in unserer Zeit erlangt hat.
wir sehen, das kleine Zündhölzchen, das rasch vergängliche, hat
eine ruhmreiche Geschichte; es ist eine bewundernswerte Leistung des
Menschengeschlechts; in ihm steckt eine ungeheure Lumme scharf-
sinniger Geistesarbeit. Der Neger hat recht, wenn er beim Anblick
des seltsamen Dinges, das Licht und Feuer sprüht, ausruft, es sei
ein Zauber; denn das kleine Hölzchen übertrifft sicher die wunder-
baren Aünste der alten Magier. «. ga[ten^orft.
67. Hand und Maschine.
Wenn der Mensch seinen höchsten Vorzug vor dem Tiere in seinen
geistigen Gaben erkennt, so darf er doch über jenen herrlichsten Geschenken
ein anderes nicht undankbar übersehen, durch das er sein Leben erhält
und schmückt, die Hand.
Dieses so einfach scheinende, so zweckmäßig und kunstvoll gebaute
Glied befriedigt ihm die notwendigsten Bedürfnisse. Die Hand sammelt
Nahrung und führt sie zum Munde, sie fertigt das weiche Gewand, baut
die stattliche Wohnung und verteidigt ihn gegen die gefährlichsten Feinde.
Fast jede Einwirkung des Menschen auf die umgebende Natur geschieht
durch die Hand. Die Sprache selbst erkennt dies an, indem sie die
menschlichen Werke im Gegensatz zu den Schöpfungen der Natur als
Werke der Menschenhand bezeichnet.
Doch in neuerer Zeit hat der Mensch einen anderen Gehilfen ge-
funden, welcher der Hand viele Arbeit abnimmt: die Maschine. Wohin wir
blicken, arbeitet die Maschine. Sie pflügt, sät, drischt, sie spinnt, webt,
strickt, näht; sie bewegt das Dampfschiff und das Dampfroß, daß sie mit
Windeseile dahinsausen; sie fertigt Papier und bedruckt es, daß in wenig
Stunden die Ereignisse des Tages oder die Gedanken der bedeutenden
Männer Tausenden durch die Zeitungen kund gegeben werden; selbst
Bilder bringt sie hervor im photographischen Apparat. Diese vielfache
Anwendung der Maschine läßt annehmen, daß sie wesentliche Vorteile
bietet. Vor allem ist es die Gleichmäßigkeit, durch welche sie die größte
Sorgfalt des Menschen übertrifft. Man nehme z. B. eine Teilmaschine;
sie macht einen Maßstab genau wie den andern. Die Rädchen, welche
zur Uhrenfabrikation von der Maschine gefertigt werden, sind einander so
gleich, daß man sie gegeneinander austauschen kann. Dann kommt die
Schnelligkeit in Betracht, die der Mensch nicht erreichen kann. Eine
Nähmaschine näht wohl zehn und mehr Stiche in der Zeit, in welcher
die Hand der geübten Näherin einen Stich macht. Wo die Maschine
nicht wesentlich schneller arbeitet als die Menschenhand, vermag sie dadurch
Größeres zu leisten, daß sie eine große Anzahl von Stücken zu gleicher
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TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
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Pflicht werden, ihnen, sowie allen Hausbewohnern, das allernötigste Lebens-
bedürfnis, frische Luft, nicht vorzuenthalten. Um die Luft in einem Zimmer
rein und gesund zu erhalten, ist es durchaus nötig, dasselbe fleißig zu
lüften. Durch Räucherungen läßt sich die Erneuerung der Luft niemals
ersetzen, wohl aber ist das Ausstellen von Blattpflanzen für das Atmen
von Vorteil. Am besten wirkt die Herstellung von Luftzug. In der
Nacht, bei der Ruhe im Schlafe, nimmt das Blut mehr Sauerstoff auf,
als am Tage bei Bewegung und Tätigkeit. Es ist also ganz besonders in
den Schlafzimmern auf gute, reine Luft zu halten. Deshalb sollte es
morgens beim Aufstehen das erste sein, die Fenster des Schlafraumes weit
zu öffnen. Auch sollte man die Decken und Bettücher einem gründlichen
Luftdurchzug unterwerfen, ehe man das Bett macht. Solche kleine Gesund-
heitsregeln dienen mehr zur Erhaltung des Wohlbefindens und des Lebens
als weitgepriesene Mittel. Mit Herzbewegung und Entsetzen lesen wir
von Tausenden, welche der Krieg dahinmäht; allein unbeachtet fallen uns
zur Rechten und zur Linken die Opfer der vielen unerklärlichen Krank-
heiten, deren Ursprung man in zahllosen Fällen auf die mangelhafte
Speisung der Lungen zurückführen kann, auf das „schwarze Loch" unserer
-Schlafzimmer. Nach dem Daheim.
64. Die Lampe einst und jetzt.
Freudig hell leuchtet das liebe Weihnachtsfest in den dunklen Winter
hinein. Der duftige Tannenbaum strahlt im Glanze der Kerzen, hier
und dort schimmern sogar schon die elektrischen Glühlämpchen aus dem
Gezweig, und selbst das sparsamste Hausmütterchen zündet zum frohen
Überfluß im Bescherzimmer sonst noch an, was da leuchten kann: die
Kerzen am Kaminsims, die Krone an der Decke, Lampen auf Tischen und
Schränken. Hell muß es sein am Weihnachtsabende, hell in den Herzen,
hell rings um uns her!
In all dem leuchtenden Schimmer aber, mit dem selbst die Hütte
heute sich zu füllen strebt, erinnern wir uns kaum, daß die Möglichkeit,
solch frohe Helle um uns zu verbreiten, eigentlich erst eine der Gaben
des vergangenen Jahrhunderts ist. — Nicht das elektrische Licht allein,
nicht nur das Gas — die Lampe selbst in der Gestalt, die wir jetzt als
allein brauchbar bezeichnen müssen, ist ein Geschenk erst des neunzehnten
Jahrhunderts.
Zwar die Lampe an sich ist uralt, sie taucht schon in den frühesten
Zeiten menschlicher Kultur auf. Die ältesten Lampen, die uns erhalten
geblieben sind, stammen aus ägyptischen Gräbern, und man schätzt sie auf
4000 Jahre; einfache Tonköpfchen sind's, die mit Fett oder Öl gefüllt
wurden, aus dem der Docht über den Rand hing. Von Ägypten kam
die Lampe wahrscheinlich nach Hellas, und die Griechen gaben ihr den
Namen, der noch heute durch alle Kultursprachen wiederklingt, nach ihrem
Zeitwort lampein, d. h. leuchten. In Griechenland, besonders aber im
späteren Rom, wurde bereits ein großer Luxus mit Lampen getrieben, aber
Lesebuch f. Forrbildungsschuleu w. Allg. Teil. 9
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Forrbildungsschuleu
Extrahierte Ortsnamen: Weihnachtsabende Griechenland Rom